Kognitive Verzerrung machen uns das Leben schwer.
Sie führen zu falschen Annahmen und Vorstellungen, zu Fehleinschätzungen, Irrglaubenssätzen und Falschbeurteilungen.
Aber beginnen wir einfach mit einer Geschichte. Vielen ist sie bereits bekannt: die Hammer-Geschichte von Paul Watzlawick aus dessen Werk „Anleitung zum Unglücklichsein.
Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht jedoch den Hammer. Er weiß, dass der Nachbar einen hat, also beschließt der Mann, sich diesen auszuleihen. Plötzlich überkommt ihn ein Zweifel. Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern grüßte er mich nur flüchtig. Vielleicht war er ja in Eile. Vielleicht hat er die Eile aber auch nur vorgetäuscht und er hat etwas gegen mich? Was kann das sein? Ich habe ihm doch nichts getan - der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug leihen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen nur einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet der sich womöglich noch ein, dass sich auf ihn angewiesen bin, bloß weil der einen Hammer hat. Jetzt reichet es mir wirklich. Er stürmt hinüber zum Nachbarn und läutet. Der Nachbar öffnet. Doch noch bevor er „Hallo“ sagen kann, schreit ihn der Mann an: „behalten Sie doch Ihren Hammer“.
Hier erfährst Du:
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass kognitive Verzerrungen etwas ganz Natürliches sind und jeder Mensch irgendwann einmal davon betroffen ist, war oder sein wird. Genauso wichtig ist es, dass jeder lernen kann, diese Wahrnehmungsverzerrungen zu erkennen und deren Auswirkungen zu reduzieren.
Kognition bezeichnet die Gesamtheit der geistigen Prozesse, die mit der Verarbeitung von aufgenommenen Informationen verbunden sind. Als kognitive Fähigkeiten werden u.a. bezeichnet: Wahrnehmungsfähigkeiten, Lernfähigkeiten, die Fähigkeit, sich an etwas zu erinnern, Urteilsvermögen und die Fähigkeit, Probleme zu lösen.
Kognitive Verzerrungen sind systematische Denkfehler, die insofern Einfluss auf unser Handeln haben, weil sie diesem voraus gehen. Sie färben unsere Wahrnehmung und beeinträchtigen unsere Entscheidungsfindung.
Weil kognitive Verzerrungen unsere Wahrnehmung färben und unsere Entscheidungsfindung beeinträchtigen, führen sie dazu, dass Menschen Informationen so interpretieren, dass diese zu ihren bereits bestehenden Überzeugungen passen. Kognitive Verzerrungen können der Grund dafür sein, dass Menschen bestimmte Aspekte einer Situation über- bzw. unterbewerten oder sogar völlig ausblenden,
Die Verzerrung der eigenen Wahrnehmung sorgt dafür, dass Informationen und Ereignisse nicht objektiv (vorurteilsfrei), sondern subjektiv wahrgenommen werden. Dies kann zu Fehlinterpretationen und –urteilen führen. Die Individualpsychologie beschreibt dies als selektive Wahrnehmung und lebensstilbedingtes Verhalten.
Kognitive Verzerrungen haben Einfluss auf unser Glaubenssatzmanagement. Sie können sich negativ auf das Selbstbild, das Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen sowie Selbstsicherheit auswirken. Auch Überkompeansation ist eine Folge von verzerrter (Selbst)Wahrnehmung. Typische Sprachmuster sind "wenn - dann"-Sätze. Sie entspringen der Vorstellung, dass wenn xyz eingetreten ist, sich das Bedürnis z.B. Liebe, Lob und Anerkennung erfüllt. In diesem Zusammenhang kommt es zum Setzen völlig unrealistischer Ziele, Risiken bleiben unbeachtet wichtige Informationen werden ausgeblendet.
Bestätigungsfehler beschreibt die Neigung von Menschen das Vertraute zu suchen. Sie fokussieren sich auf Informationen, die die verinnerlichten eigenen Überzeugungen bestätigen und interpretieren sie entsprechend.
Identifikation bedeutet wörtlich übersetzt "gleichsetzen". Im Kontext der kognitiven Verzerrung kann eine Identifikation mit einer unserer Rollen vorliegen und insbesondere dann zum Verhängnis werden, wenn Menschen permanent aus dieser handeln und nicht mehr an die jeweilige Situation angepasst. Das können familiäre Rollen sein, berufliche Rollen und/oder die Rollen des Drama-Dreiecks nach Stephen Karpmann: Opfer, Retter, Verfolger.
Egocentric Bias beschreibt die Tendenz, die eigene Perspektive als die einzig richtige anzunehmen und/oder diese permanent über zu bewerten. Diesen Zeitgenossen fehlt es an Einfühlungsvermögen für die Wünsche und Bedürfnisse anderer Menschen. Sie sind es möglicherweise gewohnt, bisher stets nur sich selbst im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu erleben.
Selbsttäuschung beschreibt ein Verhalten, welches dazu dient, sich vor unbequemen Wahrheiten zu schützen. Der Verstand dient der Manipulation der Realität in dem diese „schön geredet“ wird. Siehe auch Traumatic Bonding.
Illusorische Überlegenheit verführt Menschen dazu, sich selbst als "besser" wahrzunehmen und das Gegenüber auf verschiedene Weisen herabzusetzen. Illusorische Überlegenheit wird oft auch durch das Umfeld solcher Menschen genährt. Sie gehören bevorzugt bestimmten Gruppierungen an, die sich anderen in irgendeiner Form (moralisch) überlegen FÜHLEN - es jedoch genau betrachtet nicht sind. Illusorische Überlegenheit führt zu Wehrverhalten des Herabgesetzten
Dunning-Kruger-Effekt Ähnlich wie bei der illusorischen Überlegenheit neigen hier Menschen mit geringen Kompetenzen dazu, ihre Fähigkeiten zu überschätzen. Einfach ausgedrückt: Menschen mit wenig Wissen und/oder Können, denken, dass sie viel wissen und können. Wobei sie die eigene Inkompetenz nicht erkennen können, weil sie Möglichkeiten zur Reflexion ungenutzt lassen. Diese Selbstüberschätzung kann zu Konflikten und Missverständnissen in Beziehungen, insbesondere am Arbeitsplatz führen.
Impostor-Phänomen beschreibt das Gegenteil zum Dunnig-Kruger-Effekt. Menschen mit hoher Kompetenz und nachgewiesenen Erfolgen zweifeln an ihren Fähigkeiten. Sie befürchten eines Tages als Hochstapler entlarvt zu werden und ordnen ihre Erfolge mehr dem Zufall zu als den eigenen Fähigkeiten. Betroffene befürchten, ihrer vermeintlichen Inkompetenz überführt zu werden und vermeiden möglicherweise herausfordernde Aufgaben und/oder Situationen aus Angst zu scheitern.
Priming ist ein psychologischer Effekt, bei dem die Verarbeitung eines Reizes durch einen vorherigen – meist unbewusst - gesetzten Reiz beeinflusst wird. So gesehen basiert die Ausprägung des individuellen Lebensstils eines jeden Menschen auf dem Priming-Effekt durch die Herkunftsfamilie. Es ist die Grundierung auf der die Farben des Lebens haltbar gemacht werden. Aber auch im späteren Leben gibt es immer noch Gelegenheiten für Priming-Efekte z.B. in (sozialen) Medien, im Marketing, im Umfeld von Sekten oder sektenähnlichen Gruppierungen.
Emotionen, die unsere Belohnungs- und Straferwartung befeuern, können unsere Wahrnehmung stark beeinflussen. Wir wollen etwas unbedingt sein, werden oder haben – das bietet den Nährboden für kognitive Verzerrungen. Ebenso wie das unbedingte Vermeiden-wollen von etwas. Bei Letzterem entsteht dazu noch das Paradox, dass der angstgespeiste Fokus genau auf dem liegt, was eigentlich vermieden werden soll.
Übererregungszustände die i.d.R. mit Eu- und Disstress einhergehen, wie sie z.B. von Traumata bekannt sind, beeinträchtigen Menschen in ihrer Wahrnehmungsfähigkeit (Innen- als auch Außenwahrnehmung).
Vorurteile sind vorgefasste Meinungen, die die Interpretationen von Informationen verzerren. Vorurteile sind Teil unseres Glaubenssatzsystems und an ihrem Hang zum Absoluten erkennbar: alle / immer / nie.
Soziale Einflüsse beeinflussen unser Verhalten z.B. über Gruppenzwang, soziale Regeln, Normen und Werte. Sich daran zu halten oder dagegen zu rebellieren ist dem menschlichen Bedürfnis nach Zugehörigkeit bzw. Andersartigkeit geschuldet.
Kulturelle Faktoren prägen die grundsätzliche Art eines Menschen zu denken, zu bewerten und in Folge entsprechend zu handeln auch im Sinne gesellschaftlicher Konformität vs. Individualität.
Wenn wir zusammenfassend feststellen, dass die Resultate die der individuellen, jedoch kognitiv verzerrten Wahrnehmung entspringen suboptimal sind, liegt es nahe, unserer Wahrnehmung zu hinterfragen und ggf. zu korrigieren. Um bessere Ergebnisse zu erzielen – sei dies im Beruflichen, im Familiären, in der privaten Freizeit oder beim Sport haben wir verschiedene Möglichkeiten.
Differenzierter Medienkonsum schützt davor ungewollt geprimt zu werden. Dies gilt selbstverständlich auch für den Aufenthalt auf social media-Kanälen sowie grundsätzlich im Internet, unsere Aufmerksamkeit bereits gezielt gelenkt wird.
Selbstreflexion ist die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Gedanken und Überzeugungen (Glaubenssatzmanagement). Wichtig! Der Fisch erkennt das Wasser nicht in dem er schwimmt. Deshalb ist hier professionelle Unterstützung angezeigt um sich den unverstellten Blick eines unbefangenen Außenstehenden einzuholen.
Selbstreflexion ist meiner Erfahrung nach der wichtigste Aspekt von tatsächlich nachhaltigem Coaching – gleichgültig, ob es sich dabei um Job- und Karrierecoaching, Familiencoaching, Paarcoaching, Empowerment für bestimmte Zielgruppen wie Frauen, Mütter, Männer etc. handelt.
Achtsamkeitsübungen können helfen, den Geist zu beruhigen, wieder in einen entspannten Körperzustand und zu einer objektiveren Sichtweise zu gelangen.
Professionelles Feedback. Selbst sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht. Mit dem Einschalten eines unvoreingenommenen Feedbackgebers kannst Du weitestgehend sicher sein, dass Du eine ehrliche zweite Meinung zum Thema bekommst.
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